Wie prägt der koloniale Blick das Denken, die Wahrnehmung und das Wissen, der People of Color
bis heute?
Die Arbeit „Othering“ soll eine mehrteilige Arbeit über Greifswald entstehen. Es ist die Stadt in der geboren wurde und die ich mit 16 Jahren verließ.
In dieser Stadt lebten noch zwei weitere farbige Kinder.
Judith Schalansky schrieb in ihren Roman, „Blau steht dir nicht“ über Wolfgang Koeppen, der
gleichfalls schlecht mit seinem Geburtsort Frieden machen konnte. Er reiste in die Stadt, um sein
unbestimmtes Gefühl zu überprüfen. Sein Stigma war es, bei einer alleinerziehenden Mutter
aufzuwachsen. Es hat sich sicher etwas gewandelt in Greifswald, aber ich möchte die Stadt unter dem Gesichtspunkt des „Othering“ einmal genauer betrachten.
Mit Othering wird ein Prozess beschrieben, in dem Menschen als «Andere» konstruiert und von
einem «wir» unterschieden werden. Diese Differenzierung ist problematisch, da sie mit einer
Distanzierung einhergeht, die «das Andere» als «das Fremde» aburteilt. Prozesse des Othering
können sich auf die soziale Stellung eines Menschen in der Gesellschaft wie etwa
Klassenzugehörigkeit oder Glaubensvorstellungen beziehen, auf race/Ethnizität, Sexualitäten,
Geschlechter oder Nationalitäten. Dabei werden auch biologistische Argumente geltend gemacht,
die Essentialisierend sind. Der Begriff selbst des «Othering» wurde von Gayatri Chakravorty
Spivak (1985) geprägt um den Prozess, durch den der imperiale Diskurs die Anderen bzw. «das im
Machtdiskurs ausgeschlossene Andere» kreierte, zu beschreiben.