APRÈS ?
Die Ebolafieber-Epidemie in Westafrika zwischen 2014 und 2016 war die größte und in ihrer Komplexität bisher schwierigste seit der Entdeckung des Virus 1976.
Sie breitete sich über Ländergrenzen hinweg aus und forderte mehr Tote als alle vorherigen Ausbrüche zusammen. Aber es gab auch Überlebende.
Viele litten unter Ausgrenzung.
Ihnen lastete das Stigma an, auch nach Ende der Epidemie noch potenzielle Überträger des Virus zu sein.
Eine Rückkehr in ein normales Leben war erschwert, sowohl in ökonomischer als auch in sozialer Hinsicht.
Manuela Warstat besuchte 2016 Guinea, kurz nachdem das Land von der WHO als Ebola-frei deklariert worden war, und sprach mit den Einheimischen. Sie erhielt die Erlaubnis, Überlebende der Katastrophe zu interviewen und sammelte so für ihre Werkgruppe
„APRÈS?“ Eindrücke einer sich noch im Schock befindlichen Bevölkerung.
Der Ausstellungstitel deutet auf die bei ihren Gesprächspartnerinnen und -partnern präsente Angst hin, es könne wieder zu einem Ausbruch kommen.
Ihren Interviews stellt sie selbstentwickelte Ornamente Texturen gegenüber, deren Muster an westafrikanische Stoffe erinnern.
Manuela Warstat wurde in Greifswald geboren. Die Familie ihres Vaters stammt aus Guinea und ein großer Teil ihrer Familie lebt bis heute in der Stadt Kissidougou am Rande des tropischen Regenwaldes. Diese Region war mit am heftigsten vom Ebolafieber betroffen.
Ihre westafrikanischen Wurzeln und ihre DDR-Erfahrung lassen sie mit einem besonderen
Blick unterschiedliche Gesellschaftsformen und Kulturen betrachten. Jedes ihrer Projekte ist
ein breit gefasster Themenkomplex, den die Künstlerin als analytisches Langzeitprojekt über
mehrere Jahre entwickelt.
Christoph Tannert